Mrs. L ist entsetzt. Das Auto, das uns fünfzehn Jahre lang begleitet hat, kommt nicht mehr durch den TÜV. Der Werkstattmeister wiegt den Kopf und murmelt etwas von erheblichen Reparaturkosten. Der Fachmann merkt selber vorsichtig an, dass ein Auto mit einem Kilometerstand, der einer fünfmaligen Umrundung der Welt entspricht und einem Alter von fast zwanzig Jahren im Lebenszyklus in der Regel das Ende erreicht hätte.
Dem Einwand von Mrs. L, sie hätte sich so an das Auto gewöhnt, steht dem Argument weiter zu erwartender Reparaturen entgegen.
Mein ironischer Einwand, heutzutage hätten Autos sogar Anschnallgurte wird von Mrs. L mit vernichtendem Blick quittiert. Damit nicht genug, werde ich nach stundenlanger Überzeugungsarbeit zugunsten eines neuen Autos damit beauftragt, ebensolches zu besorgen.
So ganz einfach ist das nicht, denn Mrs. L nennt eine Preisgrenze in Höhe eines rumänischen Kleinwagens für einen gewünschten Jahreswagen mit gehobener Ausstattung und nicht zu verhandelndem Vorhandensein einer Radmulde für das Ersatzrad, die es seit Jahren bei den meisten Autos nicht mehr gibt.
Tatsächlich finde ich das gleiche Modell des alten Autos als Jahreswagen mit gewünschtem Interieur und Radmulde („Wozu brauchen Sie die denn? Reifen gehen heutzutage nicht mehr kaputt.“), freilich nicht in dem Preisgefüge den Mrs.L vorgegeben hatte, dafür stimmt alles andere.
Der Autoverkäuferin hingegen fehlt offensichtlich das psychologische (Ver)Handlungsgeschick. Anstatt die Langlebigkeit des Autos von Mrs. L zu loben, schließlich will sie das gleiche Modell wieder erwerben, ist für die Inzahlungnahme des Altvehikels von Schrottkarre und nichts mehr wert die Rede.
Mrs. L ist empört und verlässt augenblicklich den Laden mit dem deutlich zu vernehmenden Hinweis:“Bei dem Strickstock kaufe ich gar nichts, da fehlt’s ja am wesentlichsten, übrigens auch an Figur.“